Einige von euch fragen sich sicher, warum auf dieser Website Fotos und Namen von Neonazis veröffentlicht und Informationen über sie gesammelt werden. Diese Herangehensweise soll einmal erklärt werden.
Antifaschistische Recherche ist kein Selbstzweck und auch kein Spaß bringender Zeitvertreib. Sie schützt Antifaschist*innen und andere potentiell von rechter Gewalt Betroffene. Die Menschen, die ihr auf den Fotos seht, sind Personen, die sich direkt oder als Unterstützer*innen am Aufbau neonazistischer (Jugend-)Organisationen wie vom Dritten Weg, der NPD (heute: Die Heimat) oder neuen Kameradschaften beteiligen. Die Entscheidung, dies zu tun, haben sie eigenständig getroffen. Als Anwärter*innen oder Vollmitglieder verkörpern sie die ideologischen Strukturen oder tragen sie mindestens mit. Sie beteiligen sich damit an organisierter Menschfeindlichkeit. Diese haben Mitglieder dieser Organisationen in der Vergangenheit mit körperlicher Gewalt umgesetzt und werden dies auch in Zukunft tun.
Dabei ist klar: Antifaschistische Recherche kann rechte Gewalt nicht unbedingt verhindern, aber sie kann ein Stück weit dafür sorgen, Angreifer*innen zu identifizieren und Taten als rechts motivierte Angriffe einzustufen, was Strafverfolgungsbehörden von sich aus selten tun. Im Fall des Angriffs von Neonazis auf ein Demokratiefest in Bad Freienwalde (Brandenburg) im Sommer 2025 konnte durch antifaschistische Recherche bereits kurze Zeit später ermittelt und veröffentlicht werden, dass es sich bei den Angreifern um Mitglieder der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ, Jugendorganisation des Dritten Weg) um Lucas Böttcher herum gehandelt hat. Dies sorgt mindestens dafür, dass es für ihn strafrechtliche Konsequenzen gibt. Derartige Beispiele, in denen nur durch antifaschistische Recherchen rechte Täter bekannt wurden, gab es in der Vergangenheit unzählige.
Indem antifaschistische Recherche aufklärt und dafür sorgt, dass Neonazis und ihre Strukturen der organisierten Menschenfeindlichkeit bekannt werden, nimmt sie ihnen Handlungsspielräume im politischen Kampf. Darüber hinaus sollen durch Recherche und Bekanntmachungen Betroffene rechter Gewalt vor Übergriffen geschützt werden: Neonazis, die wissen, dass Antifaschist*innen ihre Namen und Gesichter kennen, handeln weniger offen gewaltvoll.
Das ist ein kleiner Versuch, rechter Gewalt etwas entgegenzusetzen, und damit die unmittelbare Gefahr für Leib und Leben, die von ihnen ausgeht, präventiv zu verringern. Nicht mehr und nicht weniger wollen wir. Und weil die Entscheidung, Teil von neonazistischen Organisationen zu sein, eben eine freie und höchstpersönliche ist, steht es den Finleys, Dans oder Timmys da draußen frei, sich von diesen Strukturen zu lösen. Im Gegensatz zu den Betroffenen ihrer Gewalt, welche dieser Gewalt z. B. auf Grund ihrer Merkmale als nicht weiß oder deutsch geboren nicht dauerhaft entgehen können, haben sie eine Wahl, ob sie Teil von gewaltausübenden, organisierten Neonazi-Strukturen sein wollen oder nicht.
Antifaschistische Recherche soll einen Teil dazu beitragen, dass die Entscheidung gegen den Weg als organisierter Menschenfeind zu agieren, getroffen wird. In diesem Sinne wünschen wir allen Beteiligten Einsicht und Weitsicht auf ihrem Weg!
Antifa Elbflorenz