Auf den Männertoiletten des Gerber-Baus der TU Dresden fanden sich vor kurzem zutiefst menschenverachtende, neonazistische Parolen, die das Problem der Dresdner Universität mit extrem rechten Studierenden mehr als deutlich macht.Neben den üblichen neonazistischen Zahlencodes und Symboliken wie der SS-Rune, dem Hakenkreuz oder dem Zahlencode 88 wurde der eigenen menschenfeindlichen Einstellung durch einen besonders ekelhaften Spruch Ausdruck verliehen. Auf einer der Toilettenspülungen war zu lesen: „Jede Spülung 1 toter Jude!“. Eine derart offene Zurschaustellung einer eindeutig antisemitische motivierten Vernichtsphantasie sieht dann doch selbst in Dresden selten.
Nun wäre es ein Skandal an sich, wenn ein solcher Spruch in Kombination mit den anderen neonazistischen Symboliken an den Wenden einer sich tolerant und weltoffenen inszenierenden Universität findet. In Dresdens höchster Bildungseinrichtung steht dieser Vorfall jedoch stellvertretend für ein Problem, über das die Hochschulleitung und die liberale Professor:innenschaft gerne galant hinwegsehen oder sich hinter juristischen Argumentationen und verwaltungstechnischen Zwängen verstecken: Die TU Dresden fungiert seit Jahrzehnten als beliebter Ausbildungsort für die intellektuelle Eite der ostdeutschen extremen Rechten.
So überrascht es dann auch nicht, dass die NS-Parolen ausgerechnet im Gerber-Bau auftauchen, der „Heimat“ des Dresdner Instituts für Politikwissenschaften, das alleine schon durch die Extremismusfreunde um Uwe Backes und den PEGIDA-Versteher Werner Patzelt seine ganz eigenen rechten Abgründe in der Professor:innenschaft hat bzw. hatte (Patzelt ist seit einigen Jahren im Ruhestand und die TU Dresden verwährte im dankenswerterweise die Seniorprofessur). Das Lehrpersonal ist in unserer heutigen Zeit jedoch kein Problem mehr, die neue Riege Wissenschaftler:innen standen nie in Verdacht, Symphatien mit der extremen Rechten zu hegen, sicher ganz im Gegenteil.
Das Problem sind jedoch die Studierenden: So ist das Studium der Politikwissenschaft für extrem rechte Akteure, die sich einen intellektuellen Anstrich geben wollen natürlich interessant; und für eine Karriere etwa bei der AfD als Mitarbeiter:in in Parlamenten auch mehr oder weniger notwendig. Dass extrem rechte Studierende dann gerne den rechten Wallfahrtsort Dresden wählen, ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar.
So haben allein in den letzten Jahren unzählige Kader aus der Jungen Alternative, der Nachwuchsorganisation der AfD, an der TU Dresden Politikwissenschaften mehr oder weniger erfolgreich studiert. Zu diesen zählen etwa Fabian Küble (Junge Alternative und ehem. Landtagsmitarbeiter in der AfD-Fraktion), Jan Richard Behr (ehem. Landesvorsitzender der Jungen Alternative Sachsen), Freya Scharpe (Junge Alternative, völkische Influencerin und Tochter der Dresdner AfD-Stadträtin Silke Schöps) oder Lennard Scharpe (ehem. Landesvorsitzender der Jungen Alternative Sachsen, Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Dresdner Stadtrat).
Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig und soll ein Problem illustrieren, das von offizieller Seite der TU Dresden totgeschwiegen wird. Wie umgehen, mit extrem rechten Kadern, die die Universität als Bildungsangebot für organisierte Menschenfeindlichkeit wahrnehmen? Gerade in den Politikwissenschaften muss man jedoch erwarten, dass die Wissenschaftler:innen dieses Problem zumindest auf dem Schirm haben und die Optionen, die sich bieten, abwiegen.Wir halten es durchaus für möglich, Mitgliedern gesichert rechtsextremer Organisationen das Leben an der Universität zumindest schwer zu machen. Hier ist die Leitungsebene der TU Dresden gefragt, ihre Mitarbeiter:innen dabei zu unterstützen und den Rücken frei zu halten. Dennoch empfehlen wir die Investition der eigenen Energie in die Lösung der Frage, wie extrem rechte Studierende am Ausüben ihrer Menschenfeindlichkeit gehindert werden können.
Antifa Elbflorenz